Galerie

Georg Nothelfer

Manfred Hamm. Berliner Mauer

15. November 2014 bis 10. Januar 2015 ⟶ Corneliusstraße

Ausstellungsansicht
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Ausstellungsansicht
Blick vom Reichstag, 1986, Farbfotografie, Aufl. III, 120 x 160 cm
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Blick vom Reichstag, 1986, Farbfotografie, Aufl. III, 120 x 160 cm
Wedding, Todesstreifen an der Liesenstraße, 1976, 40 x 30 cm Unikat und 2014 als Edition, Auflage V    
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Wedding, Todesstreifen an der Liesenstraße, 1976, 40 x 30 cm Unikat und 2014 als Edition, Auflage V    
Brandenburger Tor, 1989, Farbfotografie, Aufl. III, 140 x 140 cm (VERKAUFT)
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Brandenburger Tor, 1989, Farbfotografie, Aufl. III, 140 x 140 cm (VERKAUFT)
Brandenburger Tor, Blick vom Reichstag, 1986, Farbfotografie, Unikat, 120 x 100 cm
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Brandenburger Tor, Blick vom Reichstag, 1986, Farbfotografie, Unikat, 120 x 100 cm
Brandenburger Tor, 1988, Farbfotografie, Unikat, 120 x 120 cm (VERKAUFT)
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Brandenburger Tor, 1988, Farbfotografie, Unikat, 120 x 120 cm (VERKAUFT)
Ausstellungsansicht
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Ausstellungsansicht
Rainer Fetting vor der Mauer, 1990, Farbfotografie, Aufl. V, 140 x 140 cm
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Rainer Fetting vor der Mauer, 1990, Farbfotografie, Aufl. V, 140 x 140 cm
Berlin Tiergarten, Der Fall der Mauer, 1989, s/w Fotografie, Unikat, 25 x 36 cm
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Berlin Tiergarten, Der Fall der Mauer, 1989, s/w Fotografie, Unikat, 25 x 36 cm
Vopo im Todesstreifen, 1976, s/w Fotografie, Unikat, 30 x 40 cm
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Vopo im Todesstreifen, 1976, s/w Fotografie, Unikat, 30 x 40 cm
Berliner Mauer - Französischer Sektor/Märkisches Viertel, 1976, s/w Fotografie, 1. Abzug, 30 x 40 cm
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Berliner Mauer - Französischer Sektor/Märkisches Viertel, 1976, s/w Fotografie, 1. Abzug, 30 x 40 cm
Am Potsdamer Platz, im Hintergrund Haus Vaterland, 1976, s/w Fotografie, Unikat, 30 x 40 cm
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Am Potsdamer Platz, im Hintergrund Haus Vaterland, 1976, s/w Fotografie, Unikat, 30 x 40 cm
Blick aus dem Reichstag, 1986, s/w Fotografie, Unikat, 30 x 40 cm
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Blick aus dem Reichstag, 1986, s/w Fotografie, Unikat, 30 x 40 cm
Enklave Steinstücken, 1972, s/w Fotografie, Unikat, 30 x 40 cm
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Enklave Steinstücken, 1972, s/w Fotografie, Unikat, 30 x 40 cm
Ausstellungsansicht
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Ausstellungsansicht
Blick vom Reichstag, 1986, Farbfotografie, Aufl. III, 120 x 160 cm
Manfred Hamm. Berliner Mauer
Blick vom Reichstag, 1986, Farbfotografie, Aufl. III, 120 x 160 cm
Fotografien 1972-1990
Eigentlich wollte Manfred Hamm das Grab Theodor Fontanes fotografieren. Im Dezember 1976 stand der Fotograf auf der Liesenstraße im West-Berliner Stadtteil Wedding, die Grabstelle auf dem Friedhof der Französisch-Reformierten Gemeinde lag nicht weit entfernt. Doch ein unüberwindbares Hindernis versperrte Hamm den Weg: der Todesstreifen der Berliner Mauer. Plötzlich hoppelte ihm aber ein anderes Motiv ins Bild. Ein Hase setzte sich auf den Rasen. 
Er drückte ab: Vorne posiert das friedliche Tier, im Hintergrund befinden sich die Panzersperren dieser schwerbewachten Grenze. Hätte ein Mensch anstelle des Hasen den Todesstreifen betreten, wäre sein Leben in Gefahr gewesen. "Hier in der DDR weiß jedes Kind, dass die Grenztruppen den strikten Befehl haben, auf Menschen wie auf Hasen zu schießen", hatte der ARD-Korrespondent Lothar Loewe kurz zuvor in der Tagesschau gesagt - und war prompt von der DDR ausgewiesen worden. "'Auf Menschen wie auf Hasen zu schießen' schoss mir nur durch den Kopf, als ich das Foto machte", meint Manfred Hamm. Mit zahlreichen Bildern dokumentierte der Fotograf im Laufe der Jahre die innerstädtische Grenze und das Leben darum. "Ich wollte immer Ethnologe werden", erinnert er sich. "Aber ein Professor warnte mich: Du bist ein Romantiker. Mach etwas anderes." So begab sich der angehende Chronist der Mauer stattdessen als Fotograf auf Expeditionen ins Inland. "Ich bin die gesamte Mauer um Berlin abgelaufen", sagt Hamm. In Etappen absolvierte er dabei die rund 160 Kilometer. Dafür war Kreativität nötig. Hamm erhielt zum Beispiel keine Genehmigung für den Besuch der West-Berliner Exklave Steinstücken, die von der DDR eingekreist war. Also flog die US-Armee den West-Berliner als Pressefotografen dort ein. "Ich war natürlich nie allein, immer wurde ich vom nächsten Wachturm aus mit Ferngläsern beobachtet", beschreibt er seine Erfahrungen im Grenzgebiet. "Das war ein gegenseitiges Beobachten. Die Grenztruppen haben wahrscheinlich mehr Fotos von mir gemacht als ich von der Mauer." Als 1989 die Mauer fiel, kommentierte Hamm das Ereignis mit dem Satz "Der Schrott von heute ist die Archäologie von morgen". Das Verschwinden des "antifaschistischen Schutzwalls" dokumentiert er nun mit seinen Fotos in der Ausstellung "Die Mauer" in Berlin. "Mich hat die Mauer immer an eine Art Bühnenbild erinnert", sagt Hamm. Er empfand die bunt bemalte Mauer am Todesstreifen als Kulisse, vor der die Bewohner als Protagonisten in einem absurden Theaterstück namens Zeitgeschichte spielten: In seinen Fotografien posieren Künstler vor der Mauer, erobern Pferde und Hasen den Todesstreifen, schielen Soldaten neugierig herüber. Im Juli 1990 stellte der Bildhauer Rainer Fetting seine Skulptur "Der Flug" am Martin-Gropius-Bau vor ein Loch in der Mauer. Hamm schoss über 500 Fotos im Laufe von 24 Stunden, nachts richtete er einen riesigen Scheinwerfer auf die Figur. "Die ganze Zeit über wurde unsere Inszenierung vom Wachturm aus beglotzt", sagt Hamm: "Welcher Regisseur hat schon so ein treues Publikum?" Auf Hamms Bildern wirkt die Mauer zu Zeiten des Kalten Krieges meist weniger bedrohlich, sondern eher hilflos, absurd, skurril. Subversiv unterlief er ihre bedrohliche Einschüchterung. Einmal, als er im Sommer 1990 vor einem Loch in der Mauer Rainer Fetting mit der Hand am Hut mit einer Udo-Lindenberg-Geste fotografierte, bat er den Volksarmisten im Hintergrund, doch bitte dieselbe Bewegung zu machen: "Zu unserer Überraschung hat er das wirklich gemacht." Da war die Mauer allerdings bereits gefallen. (Text: Hilmar Schmundt)
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